Mit der Einführung von Google AI Overviews revolutioniert Google erneut die Art und Weise, wie Suchergebnisse präsentiert werden. AI Overviews nutzen künstliche Intelligenz, um Inhalte aus verschiedenen Quellen zu aggregieren und dem Nutzer in gebündelter Form zu präsentieren. Auch wenn wir Anfang 2025 noch immer nicht wissen, wann Googles KI-Suche auch in Deutschland verfügbar sein wird, möchte ich Sie mit diesem Blogbeitrag auf die kommenden Veränderungen durch Google AI Overview vorbereiten. Los geht’s!
Was ist die Google AI Overview?
Definition und Erklärung
Google AI Overviews sind KI-generierte Zusammenfassungen, die auf Suchanfragen als erste Antwort in den Suchergebnissen erscheinen. Sie nutzen generative KI, um Informationen aus einer Vielzahl von Webseiten, Artikeln, Bildern und Videos zu extrahieren und eine prägnante, umfassende Antwort zu erstellen. Die KI versteht die Absicht hinter der Suchanfrage, sammelt relevante Inhalte, generiert eine Zusammenfassung und berücksichtigt dabei die Interaktionen und Vorlieben der Nutzer, um die Genauigkeit und Relevanz der Antworten im Laufe der Zeit zu verbessern. AI Overviews sind auch als „Featured Snippets auf Steroiden“ bekannt.
Funktionsweise und Technologie
Die Technologie hinter Google AI Overviews basiert auf generativer KI, einer Art künstlicher Intelligenz, die Muster und Strukturen aus den Trainingsdaten lernt und diese nutzt, um etwas Neues zu erschaffen. Google hat ein spezielles Gemini-Modell für die Google-Suche entwickelt. Dieses Modell kombiniert die fortgeschrittenen Fähigkeiten von Gemini, wie multimodales Verständnis, mehrstufiges Schlussfolgern und Planung, mit den besten Suchsystemen von Google.
Ursprünglicher Name und Änderungen
Ursprünglich hießen AI Overviews „Search Generative Experience“ (SGE). Der Name wurde zu AI Overviews geändert, als die Funktion über die experimentelle Phase hinausging und in den Hauptsuchergebnissen integriert wurde. Beides nicht wirklich eingängig, ähnlich wie bei ChatGPT bei OpenAI.
Benutzerfeedback und Einflussmöglichkeiten
Benutzer können AI Overviews bewerten, indem sie „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ Symbole anklicken. Sie können auch detailliertes Feedback geben, indem sie Probleme melden oder zusätzliche Kommentare hinzufügen. Diese Funktion des direkten Nutzerfeedbacks kennen wir auch von anderen Systemen und tragen laut den Herstellern maßgeblich dazu bei, die Modelle zu trainieren und zu verbessern.
Chronologischer Ablauf der Google AI Bemühungen
Frühe Entwicklungen und Meilensteine
Die Entwicklung von KI-Modellen bei Google hat eine lange Geschichte und beginnt Anfang der 2000er Jahre mit dem Machine Learning (ML, zu deutsch maschinelles Lernen) für die Rechtschreibprüfung in der Google-Suche. Bis es in den 2010er Jahren weitere öffentlich sichtbare Fortschritte gab, wurde zuvor Google Translate eingeführt. Vermutlich haben wir alle unsere ganz eigenen, kuriosen und frustrierenden Erfahrungen damit gemacht.
Der Fortschritt in den 2010er Jahren bewegte sich unter anderem in den Bereichen der Spracherkennung mit Deep Neural Networks (DNN) und der Bildinhalte-Erkennung. Im Jahr 2014 übernimmt Google außerdem eines der damals und vermutlich auch heute noch führenden KI-Forschungslabore mit dem Namen „DeepMind“. Im gleichen Jahrzehnt kam zum ersten Mal „RankBrain“ zum Einsatz, TensorFlow wurde eingeführt und Google Photos bekam eine KI-gestützte Suchfunktion.
Ähnlich wie RankBrain war für die SEO-Branche auch das BERT-Update von Bedeutung. Mit BERT sollte die Verarbeitung natürlicher Sprache verbessert werden.
Seit 2020 gab es zahlreiche Erfolge mit Googles KI und Machine Learning. Für das Onlinemarketing von Bedeutung war sicherlich MUM, ein multimodales Modell, das mit natürlicher Sprache 1.000 Mal besser umgehen kann als BERT es konnte. Ähnlich ist es mit LaMDA (Language Model for Dialogue Applications, zu deutsch Sprachmodell für Dialog-Anwendungen), das besonders natürliches Feedback (zum Beispiel in Chatbots) bieten kann. Im Jahr 2022 wurde LaMDA 2 bereits eingeführt.
Seit 2022 gibt es zahlreiche Google-Lösungen für die Kreation von Inhalten aus Textbeschreibungen. Das gilt für Bild-Generierung (Imagem), für Video-Kreation (Phenaki) und für Musik (MusicLM).
Im Jahr 2023 wurde es dann so richtig spannend für die SEO- und Onlinemarketing-Branche. Google Bard wurde veröffentlicht, ein frühes, fehleranfälliges System für die Zusammenarbeit mit generativer KI. Im gleichen Jahr wurde Gemini 1.0 angekündigt. Gemini ist eine Weiterentwicklung, die auch auf den Erfahrungen mit Projekten wie Bard oder auch MUM aufbaut und die nächste Generation von KI-Technologie in Google-Produkten darstellt.
Seither wurde Gemini mehrfach aktualisiert und ist Stand Januar 2025 in der Version Gemini 2.0 nutzbar. Gemini wurde über das Jahr 2024 hinweg auch in zahlreiche Google-Services (Gmail, Google Drive) integriert.
Einführung und Entwicklung der AI Overviews
Google kündigt am 10. Mai 2023 die Search Generative Experience (SGE) an. Die Ankündigung wurde von Googles Aktionären eingefordert, von Tech-Begeisterten herbeigesehnt und von SEO-Profis gefürchtet. Mit SGE soll sich die Google-Suchergebnisseite zum ersten Mal nach Jahrzehnten fundamental verändern.
Schon am 25. Mai 2023 öffnet Google den Zugang zur SGE für Nutzende, die sich auf der Warteliste angemeldet haben. Dann ist einige Monate im Vordergrund nicht viel passiert. Am 22. März 2024 beginnt der Test der Google AI Overviews in den Haupt-Google-Suchergebnissen und wird damit vollständig ausgerollt für alle Google-User. Am 14. Mai 2024, also ein Jahr nach der Ankündigung der SGE, führt Google Google AI Overview offiziell in den USA ein. Zeitgleich gibt es auch einen „Web“-Filter. Dieser Filter ermöglicht rein textbasierte Suchergebnisse und ist eine Hintertür zur alten Google-Welt. Das ist auch aufgrund des negativen User-Feedbacks zur neu eingeführten Google AI Overview geschehen. Aus Unternehmenssicht absolut nachvollziehbar und eine strategisch kluge Entscheidung.
Nach regelmäßiger Kritik an den generierten Suchergebnissen durch die Google AI Overview wird ebenso regelmäßig die Optimierung der Technologie versprochen und bisherige Fortschritte werden betont. Im August 2024 werden die AI Overviews in weiteren Ländern eingeführt. Dazu zählen Großbritannien, Indien, Japan, Indonesien, Mexiko und Brasilien. Außerdem wird die Google-KI-Suche auch im Inkognito-Modus und für nicht angemeldete Google-User angezeigt.
Mittlerweile sind die Google AI Overview in mehreren Dutzend Ländern verfügbar, nur in der Europäischen Union noch nicht. Das hat vor allem regulatorische Gründe, unter anderem das Thema Datenschutz.
Welche Vor- und Nachteile haben Google AI Overviews für Unternehmen?
Google AI Overviews bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Sichtbarkeit in den Suchergebnissen zu erhöhen. Da AI Overviews mehr Platz in den SERPs einnehmen und visuell ansprechender sind, ziehen sie mehr Aufmerksamkeit auf sich. Unternehmen, deren Inhalte in AI Overviews aufgenommen werden, profitieren von einer höheren Klickrate und einer stärkeren Präsenz.
Folgerichtig ist das auch ein Nachteil für all jene Unternehmen, die es nicht in die Google AI Overview schaffen. Denn die organischen Ergebnisse rutschen noch weiter nach unten. Die ohnehin schon schlechten Klick-Raten auf den hinteren Plätzen der ersten Google-Suchergebnisseite werden dadurch noch stärker unter Druck geraten.
Ein weiterer Vorteil auf der anderen Seite wird aber die verbesserte Nutzererfahrung durch die AI Overviews sein. Die von Google zurückgegebenen Informationen sind präziser und relevanter. Ein Klick dürfte damit auch noch schneller zu einem zählbaren Umsatzbringer werden.
Welche Vor- und Nachteile haben Google AI Overviews für SEO?
Google AI Overviews bieten für uns SEOs ganz neue Möglichkeiten zur Optimierung der Inhalte. Die Integration in AI Overviews erfordert eine noch stärkere Fokussierung auf die Relevanz und Qualität der Inhalte. Außerdem wird die SEO-Technik nach zwei sehr SEO-Content lastigen Jahren 2023 und 2024 immer stärker in den Fokus rücken. Denn die immer besser werdenden Sprachmodelle freue sich über gut erreichbare und über Meta Daten und strukturierte Daten verständlich gemachte Inhalte.
Das ewige Thema der longtail-Keywords, also sehr lange, sehr spezifische Suchanfragen wird durch die Google AI Overview ebenfalls wieder stärker in den Fokus rücken. Suchanfragen mit sehr wenig Suchvolumen können, siehe oben, trotzdem zu einem echten Umsatzbringer werden.
Aktuell ist es aber noch immer so, dass die Google AI Overview vor allem bei informativen Suchanfragen ausgegeben werden, weniger bei transaktionalen Keywords. Wer shoppen möchte, bekommt also eher selten eine Google AI Overview angezeigt. Wer wissen möchte, wer Angela Merke oder Donald Trump ist, bekommt mit hoher Wahrscheinlichkeit die KI-Suchergebnisseite ausgegeben.
Speziell für medizinische Webseiten und Onlineshops bieten die AI Overviews schon heute spannende neue Traffic-Quellen. Detaillierte Gesundheitsinformationen oder umfassende und gut bebilderte Produktbewertungen und werden häufig in die KI-Ausgabe übernommen.
Wie wählt Google die Quellen für AI Overviews aus?
Google verwendet drei Hauptkriterien, um die Quellen für AI Overviews auszuwählen:
- Abfrageabhängige Maßnahmen: Die Relevanz der Quelle für die spezifische Suchanfrage, einschließlich der Position in den Suchergebnissen, der Sprache und des Standorts.
- Abfrageunabhängige Maßnahmen: Faktoren wie die Auswahlhäufigkeit der Quelle über verschiedene Suchanfragen, die Vertrauenswürdigkeit, Popularität und Aktualität.
- Nutzerabhängige Maßnahmen: Das Nutzerprofil und bisherige Interaktionen, wie zum Beispiel frühere Suchen und Klicks.
Google zielt auf Diversität ab und berücksichtigt nicht nur die bestplatzierten Quellen, sondern auch Informationen aus verwandten Suchanfragen, um ein umfassenderes Bild zu vermitteln. Das wiederum bietet eben auch Chancen für Websites abseits der Top-3-Positionen.
Kann ich als Website-Betreiber verhindern, dass meine Inhalte in AI Overviews erscheinen?
Nein, man kann sich nicht gezielt von AI Overviews „abmelden“, da Google dies als eine Kernfunktion der Suche betrachtet. Jedoch können Sie Ihre Seiten über die üblichen Methoden wie „noindex“ oder „robots.txt“ für Google komplett blockieren. Dies würde dann allerdings auch die Anzeige in den regulären Suchergebnissen verhindern.
Google bietet auch eine alternative Methode an, sogenannte „Preview Controls“, mit denen Sie Google signalisieren können, dass keine Snippets in den Suchergebnissen angezeigt werden sollen oder dass die Menge des zu verwendenden Inhalts begrenzt wird. Es kann aber einige Zeit dauern, bis Google diese Optionen berücksichtigt.
Mein Fazit
Google AI Overviews sind für uns als Nutzende genauso wie für den Suchmaschinenriesen selbst eine bedeutende Innovation. Diese Innovation macht Fortschritte und Fehler, wird aber bleiben und mit dieser Realität müssen wir uns alle abfinden. Wer das nicht möchte, hat einige Möglichkeiten. Die sind meiner Meinung nach aber in der Regel geschäftsschädigend. Denn bei Google spielt die Musik nach wie vor am lautesten.
Stand heute, 4. Januar 2025, weiß kein Mensch, wann die Google AI Overviews nach Deutschland beziehungsweise in den DACH-Raum kommen. Ich freue mich aber auf den Moment, wenn es endlich losgeht!